Hochbegabte Kinder

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Was ist Hochbegabung? Ist es Talent, Intelligenz, Hochleistung, herausragende Fähigkeiten? Alle diese Begriffe zeigen bereits am Anfang wie schwer dieses Phänomen zu definieren ist. Aber Hochbegabung ist nicht nur mit Hochleistung gleichzusetzen. Es ist besser, sie als Potenzial für außergewöhnliche Leistungen zu betrachten, die von der Förderung abhängig ist. Sie ist sehr unterschiedlich und individuell. Der normale IQ liegt zwischen 85 und 115 und von einer Hochbegabung im Allgemeinen spricht man bei Intelligenzquotienten von über 130. Für „genial“ hält die Intelligenzforschung Kinder, die einen IQ über 140 haben und das sind ca. 0,5% der Bevölkerung. Talentiert sind Menschen mit einem IQ zwischen 120 und 139 und intelligent sind die, die 110 bis 119 haben. Inzwischen 115 und 130 spricht man von einer überdurchschnittlichen Begabung. Hochbegabte Kinder haben also eine sehr hohe Intelligenz, eine außergewöhnliche Denkfähigkeit, eine besondere Flexibilität im Denken und schon früh die Fähigkeit zu  reflexivem und logischen Denken. Auch durch eine hohe Konzentrationsfähigkeit und ein schnelleres Verständnis zeichnen sie sich aus. Sie besitzen großes Detail- und Faktenwissen und haben generell eine Vorliebe für intellektuelle Tätigkeiten. Hochbegabte Kinder lernen aus intrinsischer Motivation heraus (und zwar sehr früh) Sprechen, Lesen und Rechnen. Sie sind in ihrer Entwicklung Gleichaltrigen oft weit voraus und übersteigen die festgesetzte Norm. Nach der Deutschen Gesellschaft für das hochbegabte Kind e.V. ist der Intelligenzquotient ein Versuch, Begabung objektiv zu messen, aber bei einem Intelligenztest können viele Ungenauigkeiten entstehen. Aus unterschiedlichen Gründen können sich Kinder und Erwachsene bei einem Intelligenztest zurückhalten und weniger IQ zeigen, als sie besitzen. Deshalb werden zwei Tests mit Vorbesprechung und Verhalten in einem Gesamttest kombiniert. Hochbegabung ist manchmal nicht so leicht festzustellen, weil sie oft verborgen ist. Eine Hochbegabung bringt auch Herausforderungen und Schwierigkeiten mit sich. Ein hochbegabtes Kind kann sich unter Umständen desinteressiert zeigen oder Verhaltensauffälligkeiten und Aufmerksamkeitsstörungen an den Tag legen.  Versteckte Begabungen sind nicht leicht zu erkennen. Die Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind e.V. stellt fest, dass manchmal erst das Auftreten von Auffälligkeiten der Ausgangspunkt für das Erkennen einer Hochbegabung ist. Sie kann unterschiedliche Merkmale haben; das Kind fällt z.B. auf, weil es sich langweilt oder weil es unterfordert ist, ein Außenseiter, Streber, Besserwisser, Klassenclown oder unbeliebt ist, weil es schwache Leistungen zeigt oder perfektionistisch und sehr kritisch ist. Hochbegabte Kinder können sozio-emotionale Schwierigkeiten zeigen und hochsensibel sein. Hochsensibel bedeutet, dass ihre Sinne geschärft sind, und sie die Welt um sich herum differenzierter wahrnehmen, weil alles intensiver für sie ist. Meistens langweilen sie sich schnell, wenn sie nicht gefordert werden. Sie können das Gefühl haben, von niemandem verstanden zu werden und so ein sehr geringeres Selbstbewusstsein entwickeln.

„Bei Mädchen ist der soziale Druck zur Anpassung aufgrund längst überholt geglaubter, aber dennoch immer existenter Rollenvorstellungen meist höher. Daher werden immer noch sehr viel weniger Mädchen als hochbegabt erkannt, obwohl eine Gleichverteilung der Intelligenz am wahrscheinlichsten ist.“ (vgl. Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind e.V.)

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Weitere Besonderheiten der hochbegabten Kinder sind ein starkes Bedürfnis nach Selbstbestimmung, ein hoher Anspruch an sich selbst und andere, ein breites Interessenspektrum von künstlerischer Kreativität bis zu Mathematik und Wissenschaft, ausgeprägtes Neugierverhalten, eine Abneigung gegen Routineaufgaben und Wiederholungen, hohe moralische Ansprüche, Verantwortungsbereitschaft, gute organisatorische Fähigkeiten, Fähigkeiten zu planen, strukturieren und kooperieren, Führungsverhalten und ein besonderer Sinn für Humor. Die genannten Eigenschaften sind nur Hinweise auf eine mögliche Hochbegabung, es bedeutet natürlich nicht, dass jeder Außenseiter oder jeder, der mit vier Jahren lesen kann, hochbegabt ist. Gute Leistungen machen auch noch keine Hochbegabung. Manche Merkmale einer Hochbegabung gleichen Symptomen von manchen Krankheiten. Deswegen kann Hochbegabung mit falscher Diagnose verbunden werden z. B. mit ADHS, ADS, Autismus-Störungen, Asperger-Syndrom, Essstörungen. Bei Mädchen können sich als Merkmal einer Hochbegabung Essstörung, Depression, Resignation und Rückzug zeigen und bei Jungs auffälliges Verhalten, Aggression, Rebellion, Clownerei. Manche Kinder schreiben absichtlich schlechte Noten in der Schule, um nicht für Streber gehalten zu werden; dies ist häufiger der Fall bei Mädchen, die sich oft zurückhalten.

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Generell äußert sich Hochbegabung in unterschiedlichen Bereichen. Sie kann sich im Bereich der intellektuellen Fähigkeiten (Intelligenz) äußern, aber sie kann auch im sozialem Bereich (interpersonale Kompetenz), psychomotorisch-praktischen Fähigkeiten (sportliche Begabung) sowie im Bereich von Kreativität und Musik auftreten. Sie ist teilweise erblich bedingt und kommt nur bei zwei von hundert Kindern vor. Früherkennung der Hochbegabung, Förderung und ressourcenorientierte Unterstützung ist für die Entwicklung des Kindes entscheidend. Die betroffenen Kinder sollten nicht nur in ihren Begabungen gefördert werden, sondern in ihrer gesamten Persönlichkeit sowie im sozialen Austausch mit Gleichaltrigen. Sie hinterfragen die Entscheidungen von Autoritäten und machen es ihren Eltern, Erzieher und Lehrer manchmal nicht leicht. Deshalb ist das wichtigste, dass das Kind sich wahrgenommen fühlt wie es ist und dass es den Eindruck bekommt, dass seine Begabung erkannt und gewollt ist. Das Kind sollte die Freiheit haben, eigene Interesse auszuleben und sollte nicht gezwungen werden zu spielen, wenn es z. B. sehr früh Interesse an Büchern, an Buchstaben, am Lesen oder an Mathematik und Experimenten hat.

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Viele Eltern haben Angst ihre Kinder zu überfördern. Sie denken ihre Kinder sind noch zu klein für manche Dinge und akzeptieren die Hochbegabung nicht, weil sie die Kinder lieber spielen sehen möchten. Andererseits haben einige Eltern Angst vor dem Freispiel und wollen so früh wie möglich mit dem Lernen für die Schule beginnen, um die kindlichen Potenziale früh zu unterstützen. Aber durch Übung und Training kann man nicht hochbegabt werden. Es ist wichtig nicht zu vergessen, dass das Lerntempo vom Kind selbst entscheiden werden soll. Die beste Zeit zum Lernen ist dann, wenn das Kind von sich selbst heraus Wissen sucht und Interesse zeigt. Wenn die Eltern, Erzieher und Lehrer den Interessen der Kinder folgen, gibt es keine Lernkapazitätsbegrenzung außer der die vom Kind allein bestimmt wird. Das Kind in seinem Entwicklungstempo zu begleiten ist der richtige Weg. Die Entwicklung von Begabung hängt von der Entwicklung der gesamten Persönlichkeit ab. Das Kind sollte im Mittelpunkt stehen und nicht die Begabung. So entwickelt sich das Kind in seiner ganzen Persönlichkeit und wächst nicht nur als hochbegabtes, sondern als individuelles Wesen mit Begabung auf. Es ist wichtig, das Kind nicht als Genie zu betrachten und mit Erwartungen zu überfordern. Jedes Kind ist mehr als seine Begabung und kann mehrere Interessen und Bedürfnisse haben, die nicht vergessen werden sollten.

 

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Quellen und Interessante Links:

Gartinger, Silvia / Janssen, Rolf (Hrsg.) „Erzieherinnen +  Erzieher Band 1“, Berlin, Cornelsen, 2016

Deutsche Gesellschaft für das hochbegabte Kind e.V. (Hrsg.), Herausforderungen,  2018. Zitiert nach: https://www.dghk.de/herausforderungen/herausforderungen-probleme/ . Abgerufen am 3.9.2019 um 14:54 Uhr.

Bundesministerium für Bildung und Forschung (Hrsg.), „Zu Entwicklungsschwierigkeiten hochbegabter Kinder und Jugendlicher in Wechselwirkung mit ihrer Umwelt“, Bonn, 2001. Zitiert nach: https://www.oezbf.at/wp-content/uploads/2018/03/03_broschuere_entwicklungsschwier_2006.pdf

https://bildung-rp.de/fileadmin/user_upload/foerderung.bildung-rp.de/hochbegabung/bmbfentschicklungschwierigkeiten.pdf

Abgerufen am 3.9.2019 um 15:59 Uhr.

Bundesministerium für Bildung und Forschung, Begabte Kinder finden und fördern, Ein Wegweiser für Eltern, Erzieherinnen und Erzieher, Lehrerinnen und Lehrer, Berlin, 2015. Zitiert nach: https://www.bmbf.de/upload_filestore/pub/Begabte_Kinder_finden_und_foerdern.pdf

Abgerufen am 3.9.2019 um 16:00 Uhr.

https://www.mensa.de/

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https://www.cjd.de/unsere-themen/bildung-und-begabung/sieben-irrtuemer-ueber-hochbegabung/

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https://www.mensa.de/ueber-den-iq/begabungskoffer/

https://www.begabtenpaedagogik.de/starke-kinder.html

https://www.karg-stiftung.de/

https://www.youtube.com/watch?v=DX8zekOcfMg

https://www.youtube.com/watch?v=u15eCOEvWCc

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