Digitale Lebenswelten erfordern digitale Kompetenzen

IT-Experte Tom Weinert klärt im Max-Josef-Stift in München über die Gefahren im Internet auf 

Von Angelika Amann, München, zum Vortrag „Online Sicher“ am 20. Februar 2019, 19.00 Uhr 

„Hi ich heiße Anja, bin zwölf Jahre alt, mein Hobby ist Reiten, meine Lieblingsfarbe ist rot und Justin Bieber finde ich geil.“ So begrüßt Tom Weinert von der Münchner Kriminalpolizei, die Eltern und Schülerinnen des Gymnasiums Max-Josef-Stift in München, dann fährt er fort. „Sie glauben mir natürlich nicht, da sie mich sehen, hören und wahrnehmen können, diese Möglichkeit haben wir im Internet leider nicht immer.“ Den Risiken und Gefahren die im Internet lauern widmet sich der Experte für „Neue Medien und Internetkriminalität“ Tom Weinert auf unterhaltsame und anschauliche Weise in seinem Vortrag „Digitale Lebenswelten erfordern digitale Kompetenzen“.

Der Kriminalhauptmeister, seit 2004 bei der Polizei, war im uniformierten Streifendienst und als Jungendbeamter in der Präventionsarbeit tätig, seit zwei Jahren ist er beim Kommissariat 105 im Bereich der Erwachsenenbildung für das Thema „Neue Medien“ zuständig.

„Wer von Ihnen hat einen Facebook-Account und wie viel kostet er?“ Mit dieser Frage ans Publikum macht Tom Weinert schnell deutlich, dass Facebook keineswegs kostenlos ist. Wir bezahlen mit unseren persönlichen Daten. Der Verdienst für Facebook liegt bei 80 $ pro Nutzer, bei derzeit ca. zwei Milliarden Facebook Nutzern eine lukrative Summe. So weiß Facebook z.B., wann ein Nutzer eingeloggt ist und wie lange, wann man Nachrichten liest und versendet, wen man zu seinem Freundeskreis zählt und an welchen Orten man sich am häufigsten aufhält. Anhand dieser Daten kann ein sehr genaues Persönlichkeitsprofil erstellt werden, anschaulich macht Tom Weinert dies anhand einer Analyse eines Facebook Nutzers.

Drei Seiten geben Auskunft über Wohnort, Arbeitsplatz, besten Freund, beste Freundin, Lieblingsrestaurant, Urlaubsziel und vieles mehr, zudem, was viele Jugendliche nicht wissen, WhatsApp und Instagram gehören zu Facebook. WhatsApp z.B. speichert jedes Mal wenn der Sperrbildschirm des Handys aktiviert wird den genauen Standort. Da viele Apps damit arbeiten, im Hintergrund Daten zu sammeln, empfiehlt der Internetexperte Apps, die nicht mehr genutzt werden, zu deinstallieren. Beschweren dürften wir uns als Nutzer jedoch nicht, da in den AGBs darauf hingewiesen werde, diesen erfahrungsgemäß aber jeder ungelesen zustimmt.

Hackerangriffe auf Webcams sind an der Tagesordnung, 831 waren es heute Nachmittag alleine in Deutschland. Musikerkennungsprogramme können Gespräche mithören. Als Tom Weinert live demonstriert, wie er trotz eingeschaltetem Sperrmodus vom Smartphone einer Schülerin deren Namen, Termine und Kontakte über „Siri“ erfragt, ist das Publikum sprachlos.

Sicherheit steht an oberster Stelle, die regelmäßigen Softwareupdates am Handy sind genauso wichtig wie sichere Passwörter, die mindestens 16 Stellen haben sollen. Das am meisten genutzte Passwort ist übrigens 12345 sagt Weinert. Vorsicht ist auch bei der Verbreitung persönlicher oder sogar intimer Fotos über Messenger-Dienste geboten, einerseits damit keine Urheberrechtsverletzungen entstehen, andererseits berichtet Tom Weinert von einem Fall in München, bei dem zwei junge Mädchen die Schule verlassen mussten, da trotz Verbots nach einem Zeitraum von mehr als einem Jahr immer wieder kompromittierende Fotos auftauchten, die die beiden Mädchen in einer Verliebtheit verschickt hatten.

Minecraft, Fortnite und Co – Spiele üben auf Kinder und Jugendliche eine große Faszination aus. Der Internetexperte empfiehlt, Eltern müssen sich mit den Spielen befassen, am besten die Spiele selbst einmal spielen um ein besseres Verständnis zu bekommen. Wichtig ist es, altersgerechte Spiele zu spielen, den Konsum zu regulieren und darauf zu achten, dass das Gehirn vor und nach dem Bildschirmkonsum Ruhepausen bekommt, damit es bei den Schularbeiten wieder aufnahmefähig ist.

Nun noch zur wichtigsten Frage für alle Eltern: Ab welchem Alter kann ich meinem Kind ein Smartphone geben? Geben sie Ihrem Kind erst dann ein Smartphone, wenn es sich gut mit den Funktionen auskennt und die damit verbundenen Risiken abschätzen kann. Tom Weinert lacht. „Erwachsene müssen gute Vorbilder sein, wer selbst ständig am Handy ist kann von seinen Kindern kaum erwarten, dass diese es beiseitelegen.  Wer sich auf Kinderschutz Apps verlasse, solle sich auf YouTube Videos anschauen, wie diese umgangen werden können. Im Übrigen sagen Soziologen, dass heute die Kommunikation auf WhatsApp stattfindet.

Einen guten Rat vom Experten gib es dann aber doch noch zum Schluss. Auf der Internetseite www.schau-hin.info gibt es ein Medienquiz, wenn man dieses schafft, bekommt man einen Medienpass. „Wir haben einen Vormittag dafür gebraucht, um es zu lösen. Wenn also ihre Kinder diesen Medienpass erworben haben, sind sie kompetent und dürfen ein Handy haben“, lacht Tom Weinert und verabschiedet sich indem er uns noch einige nützliche Internetadressen mit auf den Weg gibt.

www.klicksafe.de

www.fragfinn.de

www.blinde-kuh.de

www.internet-abc.de

www.surfen-ohne-risiko.net

www.handysektor.de

 

 

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