Der süße Brei – Filmkritik

Filmkritik von Jeannine Sofke.

„Der süße Brei“ ist eine deutsche Märchenverfilmung des Regisseurs Frank Stoye aus dem Jahr 2018 und beruht auf dem gleichnamigen Märchen der Gebrüder Grimm. Der knapp 90-minütige Märchenfilm ist eine Gemeinschaftsproduktion des ZDF und MDR und wurde erstmals am 24.Dezember 2018 in der Reihe „Märchenperlen“ im ZDF ausgestrahlt. Produziert wurde der Film von Ingelore König der Kinderfilm GmbH und das Drehbuch schrieben Anja Kömmerling und Thomas Brinx. In den Hauptrollen verkörpert Svenja Jung das junge Bauernmädchen Jola und Merlin Rose den Bruder des Grafen Ruben von Hammerlitz, Veit von Hammerlitz. In weiteren Rollen spielen u.a. Marco Dyrlich, Roland Wolf, Mariella Aumann und Stipe Erceg. Drehorte waren die mittelalterliche Bergstadt Bleiberg, Burg Kriebstein, Festung Königstein und der Nationalpark Sächsische Schweiz im Elbsandsteingebirge in Sachsen.

Der Film spielt in einer Zeit, in der eine große Hungersnot herrscht und viele Menschen vom Tode bedroht sind. Die sterbenden Menschen verwandeln sich in weiße Tauben und fliegen fort. Als die Hauptfigur, das junge Bauernmädchen Jola, ihre kleine Schwester Ida verliert, und das gleiche Schicksal auch ihren anderen Geschwistern und der Mutter droht, macht sie sich entschlossen auf den Weg, um Nahrung zu finden. Im Wald begegnet Jola einer alten Frau, die ihr einen Scherbenteil des legendären Topfes, der angeblich süßen Brei kochen soll, überreicht. Die alte Frau hat den Topf erschaffen, aber auch wieder zerstört. Sie sieht die hilfsbereite und herzensgute Seite in Jola, beklagt ihr zugleich aber auch die Habgier und Selbstsüchtigkeit manch anderer Dorfbewohner. Jola erhält die Chance, auch die übrigen zwei Teile des Topfes zu finden und ihn wieder zusammenzufügen, damit er süßen Brei kochen kann und die Hungersnot ein Ende finden kann. Doch nicht nur Jola ist auf der Suche nach dem Topf, auch zwei dunkle, schwarze Geldeintreiber und der Bruder des gierigen Grafen Ruben von Hammerlitz, Veit von Hammerlitz sind auf der Suche nach Geld und Nahrung. Dieser wiederum hat keine bösen Absichten, sondern lediglich Schulden bei seinem Bruder, die er zu begleichen hat. Auf der Suche nach den restlichen Teilen des Topfes muss Jola nun verschiedenste Abenteuer mit großen Herausforderungen und Aufgaben meistern, um ihr Ziel zu erreichen. Dabei erhält sie Unterstützung des jungen Veit von Hammerlitz und die Hauptfiguren nähern sich langsam einander an. Mit Klugheit, Mut, Überwindung und nicht zuletzt einer schweren Entscheidung gegen die Rückkehr ihrer eigenen Familie zum Wohle der Dorfgemeinschaft gelingt es Jola, alle Teile des Topfes zu finden und zusammenzufügen. Jola bringt den Topf mit Hilfe eines Zauberspruches zum Kochen. Der gierige Graf Ruben von Hammerlitz und die Geldeintreiber schwimmen im süßen Brei davon und werden in schwarze Hühner verwandelt. Die hungrigen Dorfbewohner können sich nun am süßen Brei satt essen, denn Jola weiß den Topf richtig zu nutzen. Nach und nach kehren die weißen Tauben ins Dorf zurück und all diese Tauben verwandeln sich zurück in die verschwundenen „verhungerten“ Dorfbewohner.

Auf diese Weise wird die für ein Märchen typische Moral von der Geschichte realisiert, dass die „Guten“ – hier das Bauernmädchen Jola – mit wünschenswerten Tugenden ein gutes Ende erfahren und die „Bösen“ – hier der habgierige Graf Ruben und die Geldeintreiber – ein böses Ende erleben.

Der Film basiert auf dem gleichnamigen Märchen der Gebrüder Grimm. Das Märchen im Original bot den Drehbuchautoren nur eine kleine Textvorlage, sodass das die Handlung für das Drehbuch größtenteils erfunden werden musste. Besonders gut gelungen finde ich, dass trotz der zahlreichen Erweiterungen die zentrale Aussage des Märchens im Film erhalten bleibt. Der Kern des Originalmärchens ist nicht verändert und das zentrale Problem der Hungersnot in Verbindung mit der „Lösung“ bleibt im Vordergrund. Die Not der Menschen wird im Film eindrucksvoll und realitätsnah dargestellt, indem die Schauspieler schmutzige, zerrissene Kleidung tragen und ihr Leben in einfachsten, teils zerstörten Häusern dargestellt wird. Die Geldeintreiber reiten auf großen, schwarzen Pferden in schwarzen Gewändern und vermitteln dem Zuschauer „nichts Gutes“. Das Maskenbild und die Requisite haben hier ausgezeichnete Arbeit geleistet, denn die Kleidung, Requisiten und Drehorte sind der Zeit und den damals vorherrschenden Umständen angepasst und stimmig. Dem Zuschauer fällt es so leicht, sich in die Zeit und die Lage der Menschen gut hineinzuversetzen.

Die kurze Einführung durch einen typischen „Märchenerzähler“ mit ausdrucksstarker Musikbegleitung zu Beginn des Filmes gibt dem Zuschauer einen guten Einblick in das Thema, die Umstände und die Geschichte der Hauptfigur. So fällt auch demjenigen, der das Originalmärchen nicht kennt oder auch dem etwas jüngerem Publikum der Einstieg in die Geschichte und des Themas von Anfang an leicht. Der Zuschauer wird mit dem Thema „Krankheit und Tod“ bereits von Anfang an konfrontiert, was für kleinere Kinder verstörend wirken könnte. Besonders gut gefallen hat mir hier, dass die Menschen sich lediglich in weiße Tauben verwandeln und wegfliegen. Der Schmerz des Verlustes der Angehörigen ist deutlich spürbar, indem der Zuschauer durch die gefühlvolle und gleichzeitig sehr ausdrucksstarke schauspielerische Leistung gefesselt wird. Die Schwere des Themas wird mit Leichtigkeit abgemildert, indem die Tauben am Ende wiederkehren und sich in die Dorfbewohner zurückverwandeln.

Ich denke, dass eine Begleitung durch einen Erwachsenen auf jeden Fall gewährleistet sein sollte, um dem Kind als Zuschauer die erforderliche Sicherheit zu bieten und es bei Bedarf während des Filmes sprachlich zu begleiten, damit es sich nicht ängstigt. Zudem empfinde ich es als ausgesprochen wichtig, das Thema Tod durch Hunger und den Tod im Allgemeinen mit dem Kind im Anschluss des Filmes zu thematisieren, auch im Hinblick auf mögliche Vorerfahrungen oder kommende Konfrontationen mit dem Thema Tod im Alltag. Als besonders kindgerecht und gelungen empfinde ich die Darstellung des süßen Breis, der gut riecht, jedem besonders gut schmeckt und satt und zufrieden macht. Weniger gut finde ich die recht ausführliche Nebenhandlung der Schuldeneintreiber, meiner Meinung nach hätte man hier zugunsten der Länge des Filmes diese Thematik etwas vereinfachter und verkürzter darstellen können um den Film für Kinder attraktiver und als weniger anstrengend zu gestalten. In Anbetracht der Länge von fast 90 Minuten und der Thematik des Filmes denke ich, dass der Film frühestens ab einem Alter von sieben Jahren und nur unter Begleitung eines Erwachsenen geeignet und sinnvoll ist, obwohl die offizielle Altersfreigabe mit null Jahren angegeben ist. Auch wenn der Märchenfilm ursprünglich für das jüngere Publikum konzipiert wurde, finde ich, dass es auch ein durchaus sehenswerter Film für Erwachsene im Abendprogramm sein kann.

Der Märchenfilm nach den Gebrüdern Grimm bietet einen gelungenen und spannenden Mix aus einem ernsten Thema, Abenteuer, Liebe, einem Hauch von Mystik sowie Humor und Happy End. Authentische Drehorte, sparsam eingesetzte Spezialeffekte, mitreißende Filmmusik und großartige schauspielerische Leistungen runden ein positives Fernseherlebnis mit der ganzen Familie ab. Ich bin mir sicher, den Gebrüdern Grimm hätte die Umsetzung ihres Märchens gefallen.

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