Der König der Löwen (The Lion King) – Filmkritik

Filmkritik von Vlatka Cizmic-Abd el Rahim.

Der König der Löwen (Originaltitel „The Lion King“) ist ein US-amerikanischer Zeichentrickfilm. Er wurde 1994 von Walt Disney Pictures produziert und dauert eine Stunde und 29 Minuten. Roger Allers und Rob Minkoff führten Regie. Die Hauptfiguren sind der junge Löwenprinz Simba, seine Freundin und künftige Gattin Nala, der böse Onkel Scar, Simbas Vater Mufasa, der gutmutige und respektierter Löwenkönig im Geweihten Land, sowie der Königsberater Rafiki, ein Mandrill.

Der Film beginnt mit einem Sonnenaufgang und der Verkündung der Geburt des Prinzen. Die Tiere der Savanne, Zebras, Antilopen, Giraffen, Elefanten, Ameisen, Strauße und fliegende Vögel, eilen zur Versammlungsstätte. Dort hat Mufasa den kleinen Löwen Simba auf dem dafür bestimmten Felsen gesalbt und emporgehoben. Alle Tiere knien vor dem Prinzen nieder, Sonnenstrahlen brechen durch die Wolken.

Die eigentliche Handlung beginnt mit der Begegnung von Mufasa und seinem Bruder Scar nach der Zeremonie, bei der Scar absichtlich fehlte. Hier wird schon das Problem der Thronfolge angedeutet: Scar betrachtet offenbar den Thronfolger als Rivalen, Mufasa erkennt die Unzufriedenheit seines Bruders und verübelt ihm sein Fernbleiben bei dem Ritual. Der Haushofmeister Zazu, ein Rotschnabeltoko, versucht den König, dessen treuer Begleiter er ist, zu trösten.

Mufasa belehrt seinen herangewachsenen Sohn über den Kreislauf des Lebens und zeigt ihm, was ihm einst gehören wird. Zugleich will er ihm die mit der künftigen Herrschaft verbundene Verantwortung begreiflich machen. Der böse Scar gönnt aber seinem kleinen Neffen den Thron nicht, vielmehr trachtet er ihm nach dem Leben und bringt ihn tatsächlich zweimal in Lebensgefahr. Beim ersten Mal rettet ihn der Vater aus dem Elefantenfriedhof, wo hämische Hyänen in Scars Auftrag ihm und seiner kleinen Freundin Nala aufgelauert haben. Beim zweiten Mal hat Scar den Hyänen befohlen, ein Rudel Gnus in die Flucht zu jagen; damit Simba von den flüchtenden Tieren zertrampelt wird. Mufasa kann wiederum seinen Sohn retten, wird aber von Scar überrascht und in einen Abgrund gestürzt, worauf er stirbt. Es gelingt Simba zu entkommen, doch er bleibt halbtot in der Wüste liegen, bis er von zwei neugewonnenen Freunden, dem Erdmännchen Timon und dem Warzenschwein Pumbaa, gerettet wird. In der Obhut seiner Freunde erlernt Simba eine sorglose Art des Denkens und Lebens, die in der Swahili-Sprache Hakunamatata (sinngemäß „Es gibt keine Sorgen“) genannt wird. Dazu wird ein Lied gesungen. Mit der Zeit wächst Simba zu einem großen Löwen heran. Eine zufällige Begegnung mit einer erwachsenen Löwin, seiner früheren Freundin aus der Kindheit Nala, konfrontiert ihn wieder mit seiner Vergangenheit. Erst das Eingreifen des weisen Mandrills Rafiki ermöglicht Simba die Rückkehr in das Geweihte Land. Dort hat sich inzwischen Scar zum Herrscher aufgeschwungen, was zur Folge hat, dass das Land völlig verödet ist und Hungersnot herrscht. Es gelingt Simba, Scar und dessen Hyänen zu vertreiben und die Macht zu übernehmen. Nun blüht das Geweihte Land wieder auf, Wohlstand und Harmonie kehren zurück, und dem König Simba wird eine Tochter geboren.

Die Handlung des außerordentlich gefühlvollen Films ist klar gegliedert und detailliert ausgearbeitet. Das Milieu des Tierreichs ermöglicht eine kindgemäße Darstellung. Hinter dem wechselhaften, abenteuerlichen Geschehen steckt die Absicht, den Kindern die Thematik von Schuld, Unschuld und falscher Schuldzuweisung vor Augen zu führen: Simba gibt am Ende gegenüber dem Rudel seine vermeintliche Schuld am Tod seines Vaters zu und erfährt erst dann, dass Scar dafür verantwortlich ist. Den roten Faden bildet das klassische Motiv des Kampfs zwischen Gut und Böse mit den entsprechenden Emotionen, wobei der Sieg des Guten nach den schicksalhaften Wechselfällen erfreuen und zuversichtlich stimmen soll. Zugleich wird das Heranreifen und die Selbstfindung des Prinzen dargestellt, ein Prozess wie ein Kreis, der mit der ersten Szene beginnt und mit der letzten schließt. Damit erfüllt der Film seine pädagogische Aufgabe.

Der Film ist farbenreich und mit viel Musik untermalt, die Natur der Savanne mit ihren Tieren und Pflanzen wird in ihrer Großartigkeit eindrücklich präsentiert. Witzige und lehrreiche Bemerkungen dienen der Auflockerung. Die Musik tritt der bildlichen Darstellung als ebenbürtiger Faktor gegenüber. Die Figuren sind charakterlich sehr eindeutig gezeichnet: Die guten sind ausschließlich gut und auch klug, mutig und ehrlich, die Bösen (Scar und die Hyänen) sind absolut schlecht und außerdem verschlagen, töricht und unfähig. Das ist zwar altersgemäß, kann aber erwachsenen Zuschauern etwas platt und unnatürlich vorkommen.

Einen zentralen Aspekt bildet das gängige Märchenmotiv des Prinzen, dem die Herrschaft nicht einfach kraft seiner Geburt zufällt, der vielmehr unverschuldet früh in Not gerät, der ins Exil und in die Gefahren eines gewöhnlichen Lebens getrieben wird, wo er sich zu bewähren und seinen Charakter zu formen hat und Weisheit erlangt. Am Ende gewinnt er die Herrschaft, aber nicht weil sie ihm in die Wiege gelegt wurde, sondern weil er sie mit seiner Tugend verdient und durch seine Leistungen erkämpft hat. Damit wird das Gerechtigkeitsgefühl der Zuschauer angesprochen, die den Glanz des Königtums bewundern, aber zugleich auch erwarten, dass sich ein Herrscher durch seinen Charakter und seine Taten als würdig erweist.

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